Die Autorenlesung mit Diskussion von Tobias Haberl, dessen 2024 erschienenes Buch „Unter Heiden – warum ich trotzdem Christ bleibe“ nicht nur als Spiegel-Bestseller gelistet ist, sorgte am 21. März 2025 für großes Interesse und einen vollen Pfarrsaal in Murnau.
Ursprünglich hatte Haberl im SZ-Magazin im April 2023 einen Artikel mit dem gleichen Titel geschrieben (Link zum SZ-Artikel auf der Homepage) und war erstaunt, dass er über 500 zustimmende E-Mails darauf erhalten hat. Haberl fühlt sich als gläubiger Christ in der Gesellschaft zunehmend unverstanden – „wie eine Affenart, die von der anderen Seite des Gitters bestaunt wird“. Er kritisierte, dass Menschen, die keine Ahnung von seinem Glauben haben, ihn dafür verurteilen, dass er weiterhin zur Kirche geht, die Messe besucht und betet. Vermutlich habe er ein Lebensgefühl beschrieben, mit dem sich viele identifizierten. Das scheint so zu sein, was man auch an den mittlerweile über 100 Lesungen seit Erscheinen des Buches merken kann. Auch die Zuhörer in Murnau diskutierten eifrig mit.
Haberl erklärte, dass der Glaube ihm Zufriedenheit und Seelenfrieden vermittle, was für viele jedoch schwer nachvollziehbar sei. Die sogenannte freie Gesellschaft suche überall das Glück, in Wahrheit hätten viele Menschen Ängste, Burnout, würden vereinsamen, obwohl alle über das Internet doch ‚connected‘ seien. Der Glaube, so Haberl, sei etwas Größeres, was Kraft und Halt gebe.
Er verstehe, warum viele nach den aufgedeckten Missbrauchsfällen der Kirche den Rücken gekehrt haben. Dennoch sei es wichtig, den Glauben nicht nur auf die Skandale der Kirche zu reduzieren. Google könne jede Frage beantworten – nur nicht die nach dem Sinn des Lebens und nach dem, was wirklich Halt gibt. Er erklärte, dass er mit seinem Buch ein modernes Glaubensbekenntnis verfasst habe, das sich bewusst auf die schönen Aspekte des Glaubens konzentriert: Trost, Hoffnung und Sinn. Dabei ginge es ihm nicht darum, die Sünden der Kirche zu verharmlosen, sondern darum, darauf hinzuweisen, dass Glaube mehr als Missbrauch und Vertuschung sei. „Ich bin kein Theologe und kein Religionslehrer, sondern ein ganz normaler Mensch, der an Gott glaubt“. Sein Buch habe er geschrieben, „um als gläubiger Mensch besser verstanden zu werden“.
In der Diskussion wurde deutlich, dass viele Menschen sich nach einer neuen Perspektive auf den Glauben sehnen. Wie man die aktuelle Krise der Kirche überwinden könne, wisse er nicht, so Haberl, außer eben von sich zu erzählen, von den eigenen Erfahrungen mit Gott. Fest stehe jedoch, dass die Kirchenaustritte in Europa weiter zunehmen werden. Gleichzeitig wachse die Weltkirche rasant: In Asien und Afrika lassen sich immer mehr Menschen taufen.
Mit einfachen Worten, Charisma und Sympathie zog er sein Publikum in den Bann und ließ die Welle, die er mit seinem Buch losgetreten hat, nun auch auf Murnau überschwappen.
Um sich selbst auf diesen Weg des Abenteuers im christlichen Glauben mehr oder neu einzulassen, bietet dieses Buch eine spannende Glaubensbiographie mit viel Inspiration für das, was wirklich wichtig ist im Leben.
Veranstaltungsbericht von Christiane Lambrecht