Wenn Gott uns wieder zusammenführt
„Das wird ein Fest sein“, so hat der 1994 verstorbene österreichische Priester und Autor Martin Gutl den Psalm 126 übersetzt.
„Wenn Gott uns heimführt aus den Tagen der Wanderschaft, uns heimbringt aus der Dämmerung in sein beglückendes Licht, das wird ein Fest sein!“
Doch mit Blick auf dieses neue Jahr müssten wir eigentlich beten:
Wenn Gott uns wieder zusammenführt
aus den Tagen der Kontaktbeschränkung
der abgesagten Gottesdienste
der abgesperrten Kirchenbänke
und der Desinfektionsmittel
der Hygienekonzepte und Verbote
und zusammenbringt zu unserer Gemeinschaft
zu Gesang und Lobpreis
zu Sakramenten, zu Christmette und zu Osternacht
zum Kirchenkaffee nach dem Gottesdienst
das wird ein Fest sein
Wenn Gott uns wieder zusammenführt
aus den Tagen der Isolation der geschlossenen Vereine
der abgesperrten Fußballplätze
dem leeren Dorfplatz unterm Maibaum
uns wieder zusammenbringt
zu Fußball und Blasmusik im Schützenkeller
und Probenraum zum Weihnachtsmarkt
und Seniorenadvent
das wird ein Fest sein.
Wenn Gott uns wieder zusammenführt
aus den Tagen des Lockdowns
der ausgefallenen Abenteuer und Fahrten
der versagten Besuche und Umarmungen
der täglichen Fallzahlen und vollen Intensivstationen
der aufgebrachten Menschen
denen Geduld und Kraft ausgehen
der Verschwörungstheorien
und des Klopapierhamsterns
und aller Reisebeschränkungen
Wenn Gott uns wieder zusammenführt
das wird ein Fest sein
ein Fest ohne Ende.
Robert Ischwang