Humor und die Fähigkeit zu lachen gehören zu unserem Leben. Im guten Sinn drückt sich darin die Freude am Leben aus sowie auch eine tiefe Dankbarkeit. Weil wir so viel an Gutem empfangen haben, deshalb „haben wir gut lachen“, wie es in einer besonderen Formulierung heißt.
Natürlich ist das Leben insgesamt nicht nur Freude; auch der Schmerz, die Trauer gehören dazu. Und wer beides geschehen lässt und durchlebt, wird dadurch innerlich freier und gesünder. Verkrampfungen lösen sich, der Mensch wird demütiger und lässt sich ein auf den guten Austausch mit anderen Menschen. So können Vertrauen und Zuwendung wachsen.
Als Christen gehen wir in die „Schule des Wortes Gottes“. Das heißt, wir sind bereit auf Jesus Christus zu hören und von ihm zu lernen.
Die Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Korinth ruft uns ausdrücklich dazu auf, jene Weisheit zu erwerben, die von Gott kommt. Und eben dies entspricht unserer Würde, denn Gott hat uns geheiligt. Wir sind Gottes Tempel, und dies gilt auch für unseren Leib, wie der Apostel sagt. Wer aber das Wort Gottes annimmt und im Herzen gläubig bejaht, der bringt reiche Frucht.
Die besondere Botschaft dieses Sonntags wird uns in der Lesung aus dem Buch Levitikus sowie im Evangelium nach Matthäus kundgemacht: Es geht um die Nächstenliebe und sogar um die Feindesliebe!
Es ist natürlich und entspricht unserem Menschsein, dass wir denen Gutes tun, die auch uns gegenüber gut gesinnt sind und uns Wohltaten erweisen. Jesus sagt ausdrücklich, dass dies auch die Heiden und Zöllner tun. Mit anderen Worten: Dazu braucht es keine besondere Tugend; hier genügt der normale menschliche Anstand. Es ist eine Regel der Gegenseitigkeit, und dies wirkt sich eben aus im Guten wie auch im Bösen. Denn wenn wir von jemandem schlecht behandelt werden, sind wir geneigt, diesem Menschen mit gleicher Münze heimzuzahlen. Wie leicht schlägt da die angeblich so gerechte Vergeltung um in blinde Rache! Und wie schnell entstehen aus solchen Differenzen, die zuerst bedeutungslos erscheinen, sogar Feindschaften, deren Glut dann schwelt und die scheinbar nicht zu überwinden sind!
Jesus weiß um all dies. Daher empfiehlt er uns die Feindesliebe!
Zugleich aber weiß er, wie schwer diese Liebe ist. Wie sollen wir also diesen Spagat schaffen?
Zwei Gedanken sollen uns helfen:
1. Auch der „Feind“ ist ein Mensch wie wir. Gott der Vater lässt die Sonne aufgehen über Bösen und Guten. Wenn Gott hier einen Unterschied machen würde, dann wären wir selber gewiss auch nicht jene, die immer vollkommen und gut sind.
2. Vollkommen ist Gott allein, der uns seinen himmlischen Lohn schenken will für all das Gute, das wir auf Erden tun und das vielleicht von anderen nicht ausreichend erwidert wird. Wir lieben also unsere „Feinde“ nicht deshalb, weil sie uns feindlich gesinnt sind, sondern weil Gott gut ist und auch ihr Heil und ihre Bekehrung will. Er möchte uns alle ins Himmelreich führen. Dort wird es nur mehr „Freunde Gottes“ geben.
Der franz. Dichter der Romantik Victor Hugo (ügo) erzählt in seinem berühmten Roman „Die Elenden“ folgende Geschichte:
Jean Valjean stiehlt ein Brot. Er wird zu langer Haft mit Zwangsarbeit verurteilt. Nach 19 Jahren verlässt er als gebrochener Mann das Zuchthaus. In einem Dorf sucht er eine Übernachtung. Alle weisen ihn ab, doch der Bischof nimmt ihn auf.
Valjean klaubt in der Nacht die Silberstücke aus dem Haushalt des Bischofs zusammen und verschwindet. Er wird erwischt. Ein noch härteres Urteil erwartet ihn. Als er zum Bestohlenen zurückgebracht wird, begrüßt dieser den Dieb warm, holt zwei Silberleuchter und ruft: „Mein Lieber, die hatten Sie vergessen! Die sollten Sie doch auch noch mitnehmen!“ Die Polizisten stehen ratlos daneben, ihre Anklage und ihr Urteil sind wirkungslos.
Dieser Vorfall hilft Valjean zu einer Lebenswende. Er findet zu Gott und einem konsequent selbstlosen Lebensstil, den er sein Leben lang durchhält und vertieft.
Was uns also hier auf Erden aufgegeben ist, das ist die bedingungslose Nächstenliebe auch in schwierigen Fällen. Nur die Liebe überwindet das Böse, und Gott hat uns seine Liebe gezeigt in seinem Sohn Jesus Christus. Es ist eine Liebe, die sich nicht überbieten lässt, weil sie das Leben hingibt für die Freunde – und auch für die Feinde.
Der heutige Abschnitt aus der Bergpredigt Jesu möchte uns ermutigen, das Gute zu tun und allen Menschen nach Kräften Achtung und Liebe zu erweisen!
Dann handelt es sich nicht nur um einen kurzlebigen Spaß, sondern es kehren tiefe Freude und wahrer Friede ein in die Herzen und in die Welt. Amen.