Jahrzehntelange stand die kleine Glocke aus der Gießerei Oberascher (1951) stumm - ohne Joch und Klöppel - auf dem Turm der Pfarrkirche. Sie war ein Überbleibsel aus der alten Kapelle der Unfallklinik, die vor mehr als 40 Jahren abgerissen wurde. Seitdem gab die Glocke keinen Ton mehr von sich. Zum Jubiläum der großen Euphonglocken haben wir sie vom Turm heruntergezerrt und zur Schautafel am Kircheneingang dazugestellt.
Familie Braunsdorf aus Fulda entdeckte die "Einsame" und fühlte sich der kleinen Glocke sehr verbunden: in Kindertagen hat Herr Braunsdorf als Ministrant die Glocke von Hand geläutet. Dank einer äußerst großzügigen Spende konnten wir für die Glocke einen eigens konzipierten Glockenstuhl anfertigen lassen: eine meisterliche Handwerksarbeit!
Nun klingt die 80 kg schwere Glocke mit ihrem Schlagton c³ durch St. Nikolaus, wenn unsere Gottesdienste beginnen! Somit hat Murnau nun die wohl größte Sakristeiglocke im Alpenvorland: wahre Freude und froher Stolz! Die Ministranten sind jedes Mal ganz aufgeregt, wenn es darum geht, die Glocke mit dem Holzhammer anschlagen zu dürfen!
Vergelts Gott allen, die sich diesem Projekt verbunden fühlen und an der Realisierung mitgewirkt haben!
Thomas Walser, Kirchenmusiker
Glocke 1 | Hl. Nikolaus | 2400 kg | h° | Selig die Barmherzigen - Te Deum laudamus |
Glocke 2 | Hl. Maria | 980 kg | e´ | Maria, Königin des Friedens - ora pro nobis |
Glocke 3 | Messglocke | 600 kg | fis´ | Tut dies zu meinem Andenken - Pange lingua gloriosi |
Glocke 4 | Christkönigglocke | 440 kg | gis´ | Lobt froh den Herrn, ihr jugendlichen Chöre |
Glocke 5 | Hl. Michael | 270 kg | h´ | In der Stunde meines Todes rufe mich |
70 Jahre – und kein bisschen leise !!
Zugegeben: es handelt sich hier um einen abgewandelten Titel eines Liedes von Curd Jürgens – aber es passt gut zum Jahrestag, den fünf „klanggewaltige Stimmen“ im Markt Murnau im Jahr 2020 feiern:
Unsere fünf Kirchenglocken von St. Nikolaus werden 70 Jahre!
Am 4. Januar 1950 wurde das fünfstimmige Geläut in unserer Kirche geweiht. Dazu stellte die Pfarrei die Glocken mit einem Gesamtgewicht von 4700 kg im weihnachtlich geschmückten Altarraum von St. Nikolaus auf.
Nachdem sie in den darauffolgenden Tagen in den 50 Meter hohen Turm aufgezogen wurden, fand am 11. Januar 1950 das erste Probeläuten der fünf Glocken statt. Das Murnauer Tagblatt berichtete damals in einem Artikel:
„Über Täler hinweg und hinaus über unsere schöne Bergwelt strömen nunmehr wieder die Glocken von St. Nikolaus ihren wogenden Wohllaut mit einem mächtigen E-Dur-Akkord in die große Weite.“
Seitdem sind sie auch im modernen Kommunikationszeitalter immer noch wichtige Signalgeber für den beginnenden Tag und die anbrechende Nacht, für das Leben und Sterben in unserer Pfarrei, ein akustischer Hinweis:
„Halte kurz inne und höre mein Rufen!“
Die Marienglocke läutet täglich um 7 Uhr, 12 Uhr und 20 Uhr. Im Anschluss an das Abendläuten erklingt die Michaelsglocke als so genannte "Sterbeglocke". Sie erinnert an alle, die an diesem Tag aus unserer Pfarrei verstorben sind.
Jeden Freitag um 11 Uhr läutet das "kleine Plenum" (Glocken 5, 4, 3, 2) in Erinnerung an den Sterbetag Jesu.
An jeden Samstag um 15 Uhr erklingen die Glocken der Pfarrkirche und läuten den bevorstehenden Sonntag, den Tag des Herrn, ein. Vor hohen Feiertagen sind dann auch alle fünf Glocken zuerst einzeln, und dann gemeinsam zu hören.
Unsere fünf Glocken wurden 1949 gegossen von der Erdinger Glockengießerei Carl Czudnochowsky. Es sind fünf so genannte „Euphon-Glocken“ aus einer Speziallegierung von Zink und Kupfer. Somit sind sie keine „echten“ Bronzeglocken. Diese werden nämlich hergestellt aus einer Kupfer-Zinn-Legierung, der sog. Glockenbronze.
Euphonglocken sind leichter als tongleiche Bronzeglocken, in der Herstellung erschwinglicher, und klanglich erheblich schöner als Stahlglocken. Euphonglocken waren nach dem 2. Weltkrieg das Mittel der Wahl.
Jede Glocke besitzt einen Namen und hat eine besondere Inschrift. Nur an hohen Feiertagen erklingen alle fünf gemeinsam. Jeder Glocke kommt dadurch eine besondere „Botschaft“ und Aufgabe zu, es gibt eine festgelegte Läuteordnung. Die Glocken gehören der Kirche, die Turmuhr dem Markt Murnau
Unsere Glocken stehen am Ende einer Reihe von interessanten Geschichten rund um den Murnauer Kirchturm, der z.B. im Jahr 1886 fast eingestürzt wäre, weil die Vorgängerglocken zu lange und zu fest geläutet wurden!
70 Jahre Glocken in Murnau bedeuten aber auch etwas weit Wichtigeres:
70 Jahre Frieden!
70 Jahre, in denen keine Glocke abgehängt, zertrümmert und für Kriegszwecke eingeschmolzen werden musste!
Ein Geschenk, für das wir täglich danken, wenn wir die Glocken läuten und schlagen hören!
Im Dachreiter mit der markanten grünen Zwiebelhaube hängen zwei Bronzeglocken, die bis heute immer noch von Hand geläutet werden. Es ist in Mariahilf auch kein sog. Läuteautomat vorhanden, weshalb es kein Gebetläuten am Morgen, zu Mittag und am Abend gibt. Das rein mechanische Uhrwerk wird regelmäßig von den Technikern der Marktgemeinde gewartet.
Die kleinere der beiden Glocken wurde erst vor ca. 15 Jahren von der Gießerei Perner gefertigt und ersetzte eine beschädigte Glocke, die schon jahrelang stillgelegt war.
Die Schlagtöne der beiden Glocken sind:
Glocke 1: as´´
Glocke 2: des´´´
Die Glocken von Mariahilf erklingen an den Werktagsgottesdiensten (Montag, Mittwoch, Donnerstag), zum wöchentlichen Abendlob (montags) und zum Taferlrosenkranz (mittwochs) sowie bei Taufen.
(Stand: 08.02.2021)