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Zeig mir dein Geheimnis-Versteck! – Geistlicher Impuls für Neugierige

„Psst!“ – Mein fünfjähriger Neffe zieht an meinem Pulli. „Soll ich dir mein Geheimnis-Versteck zeigen?“ Ich lasse mich überreden mitzukommen und sein Versprechen, mir dort etwas ganz Besonderes und Einzigartiges zu zeigen, von dem sonst niemand weiß, macht mich neugierig. Hinter dem Dickicht eines kleinen Wäldchens gelangen wir auf einer Lichtung mit viel Gras zu einer alten Tür. Vielversprechend dreht er sich zu mir, bevor er das Schloss aufzieht und wir uns ins kühle Dunkel der Erde vortasten. „Eine Tante und Theologin kennt keine Furcht“, denke ich, und habe gleichzeitig das Gefühl, eine Zeitreise ins Ursprüngliche – ins Mysterium zurückzulegen.

Das Geheimnis der Geheimnisse, dem das kommende Heilige Jahr 2025 gewidmet sein wird, rankt sich um die Person Jesu Christi. Das erste allgemeine Konzil 325 in Nicäa im heutigen Iznik in der Türkei will sein „μυστήριον“, sein Wesen, „entschlüsselt“ haben, das seither begrifflich fassbar ist und doch für immer alle menschliche Vernunft übersteigt: In Jesus begegnet uns in einer Person Gott und Mensch zugleich.

  • Ist dieses damals hart umkämpfte Geheimnis, in das die Katechumenen der alten Kirche Schritt für Schritt eingeführt wurden, bevor sie an den Sakramenten teilhatten, in meinem Alltags-Glauben in ein Erdloch gerutscht?
  • Haben wir Christen Gras darüber wachsen lassen?
  • Bedeutet es uns etwas und glauben wir tatsächlich daran?

Bis zum nächsten Weihnachtsfest sind es nur noch ein paar Wochen. Dann wird uns ein Kind in der Futterkrippe seiner Geburtsgrotte erwarten und von dort leise, doch vernehmbar, flüstern: „Psst – soll ich dir hier mein Geheimnis zeigen?“

„Ja – versteckt ist DEIN Geheimnis“, werden wir antworten, „aber doch nicht so, dass es nicht auch von meinem Neffen und mir, von Ihnen und allen auf DICH Neugierigen zu allen Zeiten gefunden und geglaubt werden könnte. Vor 1700 Jahren und hier und heute und im kommenden Heiligen Jahr 2025.“ Ein Zufall, dass alles in einer Art „Erdloch“ in Bethlehem begann? Daran mag nun ich nicht glauben.

Ihre Karin Alletsee
Referentin Diözesanrat