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Auf der Suche nach dem Wertvollen

Liebe Schwestern und Brüder auf der Suche nach dem Wertvollen,

Kalziumkarbonat. So einfach und prosaisch klingt die Bezeichnung des Stoffes, der – in die richtige Form gebracht – Menschen um den Verstand bringen kann.
Die Rede ist hier wie im Evangelium von einer Perle.
Ein doppeltes Gleichnis erzählt Jesus an dieser Stelle, zwei Geschichten, die ganz ähnlich gestaltet sind. Die erste, eine Schatzgeschichte, ist so oder ähnlich zu allen Zeiten und eben auch zur biblischen immer wieder erzählt worden. Für die Geschichte von der Perle findet sich dagegen im biblischen Umfeld praktisch keine Parallele, allerdings in der jüngsten Vergangenheit.
Es ist noch nicht so lange her, da besaß einmal ein Mann in New York ein Haus in bester Geschäftslage, 5th Avenue, Hausnummer 653, ein sechsstöckiges Gebäude im Neo-Renaissance-Stil. Er tauschte es gegen ein Perlenkollier, das er für wertvoller erachtete. Der Mann hieß Cartier, der Tausch wurde legendär, und sein Name steht bis heute wie kaum ein anderer als Garant für wertvolle Edelsteine.

Was aber bewegt einen Menschen, für eine besonders wertvolle Perle (oder ein Perlenkollier) so viel herzugeben? Klingt die Anekdote über Cartier schon unglaublich, so wird sie doch vom Evangelium noch bei weitem in den Schatten gestellt: »alles« für eine besonders wertvolle Perle. Ist es nicht leichtsinnig, sein Eigentum so aufs Spiel zu setzen?
Um noch einen Moment im Bild zu bleiben: Leichtsinnig ist das nur, wenn man wertvolle Perlen nicht von Imitationen unterscheiden kann und sich täuschen lässt.

Schauen wir uns dafür das Beispiel Salomos in der alttestamentlichen Lesung an. Gott fordert ihn auf, eine Bitte auszusprechen, die gewährt werden soll. Das klingt so märchenhaft wie die plötzlich erscheinende Fee oder der Geist aus der Flasche. Aber Gott will keinen x-beliebigen Wunsch erfüllen, prüft vielmehr Salomo auf seine Vernunft.
Salomo besteht diese Prüfung, wünscht sich weder Gesundheit noch langes Leben noch Reichtum, sondern ein hörendes Herz und Einsicht in Gut und Böse, um gerecht und barmherzig regieren zu können. Weil er richtig gewählt hat, erhält er diese wertvolle »Perle« von Gott geschenkt. Indem er um Weisheit bat, musste er allerdings auch alle weiteren Wünsche sein lassen.
Und da ist unser Leben oft ganz genauso: Um das wirklich Wertvolle zu wählen, müssen wir alles andere sein lassen. Das gilt für die Wahl des Ehepartners wie für die Entscheidung, Kinder haben zu wollen. Das gilt für die Wahl des Berufs wie für das Erkennen und Wählen der eigenen christlichen Berufung.

Und es lohnt sich, sich immer wieder mal zu fragen: Für welche Perle könnte ich alles andere sein lassen? Ist Gott für mich die kostbarste Perle in meinem Leben?

Egal, wie alt ich bin, egal, was ich noch für meine Zukunft plane, oder auch nicht, GOTT ist einer, der immer wieder manche Überraschung für mich im Leben bereithält.

Ich bin ganz fest davon überzeugt, dass ER jeder und jedem von uns hier mindesten eine kostbare Perle, ja, einen großen Schatz im Leben zugedacht hat, vielleicht sogar mehrere; einen richtigen Schatz, so wie Jesus im Evangelium erzählt hat.

Da gibt es vielleicht einen wunderbaren Menschen, ein geliebtes DU, zu dem man dann irgendwann einmal aus ganzem Herzen sagen kann: „Du bist mein Schatz!“

Aber – so wie es Jesus im Gleichnis erzählt – ist da vielleicht im „Acker meines Lebens“ noch ganz anderes verborgen. Vielleicht gibt es auch in meinem Leben manches, das auf den ersten Blick gar nicht zu erkennen ist, das tiefer liegt, das erst von mir entdeckt werden muss.

Ich glaube es fest: Im Lebens-Acker eines jeden Menschen ist ein großer Schatz verborgen. Mancher findet ihn nicht immer gleich. Andere haben gar nicht damit angefangen, diesen Schatz im Leben zu suchen, weil sie nicht glauben wollen, dass auch in ihrem Lebens-Acker so ein Schatz steckt.

Es ist der Schatz des Glaubens, der Schatz, der mir das sichere Gefühl gibt, dass ich nicht allein bin auf meinem Lebensweg. Dass einer bei mir ist, nicht nur in den schönen Zeiten, sondern auch noch dann, wenn es schwierig wird, wenn andere sich vielleicht längst von mir abgewandt haben.

Ein Mensch, der sich immer wieder auf die Suche nach diesem großen Schatz macht, kann dann auch immer wieder im Laufe seines Lebens erfahren, was uns Paulus in der Zweiten Lesung aus dem Römerbrief versprochen hat:

„Wir wissen, dass Gott bei denen, die ihn lieben, alles zum Guten führt…“    Amen.