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Märtyrer für Frieden und Einheit: Vor 80 Jahren wurde Max Josef Metzger ermordet

Am 17. April 1944 wurde Max Josef Metzger im Gefängnis von Berlin-Brandenburg vom NS-Regime durch das Fallbeil hingerichtet. Wer war dieser Geistliche, über den sein Henker nach der Hinrichtung sagte, er habe wohl „noch nie einen Menschen mit so frohleuchtenden Augen in den Tod gehen sehen“ wie diesen Geistlichen?

Max Josef Metzger, geboren am 3. Februar 1887, war der Sohn eines Lehrers und wuchs als Katholik in einem überwiegend protestantischen Ort in Baden auf, als sich die christlichen Konfessionen noch spinnefeind waren. Nach dem Abitur studierte er Theologie in Freiburg sowie im schweizerischen Fribourg, promovierte zum Dr. theol. und wurde in Freiburg zum Priester geweiht.

Konfrontiert mit menschlichem Elend und sozialer Not, besonders mit dem schrecklichen Ausmaß der Suchtkrankheit, schloss sich Metzger der Abstinenzbewegung an und verzichtete nicht nur selbst streng auf Alkohol, Tabak und Fleisch, sondern suchte andere von dieser Abstinenz zu überzeugen.

Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs zog Metzger aus patriotischer Überzeugung als Divisionspfarrer ins Feld. Wegen einer Rippenfell- und Lungenentzündung kriegsuntauglich geschrieben, folgte er 1915 der Einladung, sich in Graz der katholischen Abstinenzlerbewegung anzunehmen. Neben der Trinker-Fürsorge widmete sich Metzger der Friedensarbeit. „Das Erlebnis des Weltkrieges an der Front und hinter ihr befestigte in mir die Überzeugung, dass nur eine echte Friedensorganisation der Welt dem wahren Volksinteresse entspreche“, schrieb er im Rückblick.

1917 legte er Papst Benedikt XV. ein internationales religiöses Friedensprogramm vor, das dessen Zustimmung fand, gründete im selben Jahr den Weltfriedensbund vom Weißen Kreuz und war zwei Jahre später maßgeblich an der Gründung des Friedensbunds deutscher Katholiken beteiligt.

Metzger war ein hervorragender Redner, verfügte seit Studienzeiten über ausländische Kontakte und konnte sich fließend auf Französisch sowie in der Kunstsprache Esperanto ausdrücken, weswegen er zu vielen internationalen Friedenskonferenzen entsandt wurde. Seinen Einsatz für die „Verwirklichung des sozialen Königtums Christi in der Welt“ würzte Metzger, der keine Berührungsängste mit Kommunisten oder Sozialisten hatte, mit marxistisch klingenden Parolen wie „Katholiken aller Länder vereinigt euch! Es lebe die Katholische Internationale!“

Nach seiner Friedensarbeit wurde die Versöhnung der Christen die zweite große Aufgabe seines Lebens. Das Schriftwort von der Einheit der Jünger (Joh 17) beschäftigte ihn immer intensiver und bewegte ihn zur Gründung der Una-Sancta-Bruderschaft. Tausenden protestantischen Pfarrern schrieb er vom gemeinsamen, einigenden Band des Glaubens: „Wir Christen aller Denominationen tragen alle den Namen unseres Herrn.“

1928 siedelte er ins nordschwäbische Meitingen um, wo er mit dem mittlerweile in Christkönigsgesellschaft umbenannten Weißen Kreuz die Betreuung eines Trinkerheims des Augsburger Caritasverbands übernahm. Die Gesellschaft wuchs zu einer Brüder- und Schwesterngemeinschaft aus Laien und Priestern mit Niederlassungen bis nach Berlin.

Metzger förderte die nach dem Ersten Weltkrieg aufkommende Liturgische Bewegung, die eine Erneuerung und Vertiefung der kirchlichen Liturgie zum Ziel hatte. Er feierte die Eucharistie als Gemeinschaftsmesse und setzte sich leidenschaftlich für eine Reform der Osternacht ein.

Schon bald nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten geriet Metzger ins Visier der Gestapo, die seine ökumenisch-pazifistische Missionsarbeit verdächtig fand; 1934 und 1939 wurde er in Augsburg verhaftet. Ab 1940 lebte er vorsichtshalber in Berlin, geriet aber über die Spitzeltätigkeit einer Mitarbeiterin wiederum in die Fänge der Gestapo. Vor Gericht gestellt, wurde ihm besonders ein Memorandum zum Wiederaufbau Deutschlands nach dem Krieg, das er einem schwedischen Bischof zur Weiterleitung an die Alliierten übersenden wollte, zum Verhängnis. In diesem Memorandum zeichnete er das Bild von einem neuen Deutschland, das ein demokratisch geführter Staatenbund sein sollte, in dessen Innern soziale Gerechtigkeit herrscht, und das in seiner Außenpolitik das Lebensrecht fremder Völker anerkennt.

Metzger wurde in einem kurzen Schauprozess wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zum Tod verurteilt. In seiner Todeszelle schrieb er zahlreiche Lieder und Gedichte, die Zeugnis geben von seinem tiefen Glauben an die Auferstehung. Seit 1968 ruht er auf dem Friedhof in Meitingen, wo das Christkönigs-Institut noch besteht. Seinen Grabstein ziert sein Ausspruch: „Ich habe mein Leben Gott angeboten für den Frieden der Welt und die Einheit der Kirche.“ Am 14. März 2024 wertete der Vatikan Metzgers Hinrichtung als Märtyrertod und ebnete damit seiner baldigen Seligsprechung den Weg.

Peter Paul Bornhausen/Ulrich Müller