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Was Armut so bitter macht

Immer mehr Menschen kommen zur Caritas, entweder um sich bei der Tafel für Lebensmittel zu melden, bei den Allgemeinen Sozialen Beratungsstellen, den Insolvenz- und Schuldnerberatungsstellen, den Beratungsstellen der Suchtfachambulanzen und der Sozialpsychiatrischen Dienste oder Migrations- und Integrationsberatung. Bei allen Betroffenen gibt es einen Grund: Sie sind mit unterschiedlichen schwierigen Situationen in ihrem Leben belastet, die sie aus eigener Kraft nicht mehr schultern können. 

Keine Krise kommt allein, so die Rückmeldung aus den verschiedenen Beratungsstellen. „Armut ist oft der Ausgangsfaktor, aber auch die anderen Belastungen können ihrerseits zu Armut führen“, so Diözesan-Caritasdirektor Domkapitular Dr. Andreas Magg. Der designierte künftige Landes-Caritasdirektor ruft nun zu Ostern dazu auf, „auch an diese Menschen zu denken und ihnen etwas von dem abzugeben, was wir an Ostern feiern, das Leben, die Hoffnung auf ein besseres Leben.“ Die Caritas bittet deshalb erneut um Hilfe für die Menschen in Not, die durch ihre Notlagen von so vielem im alltäglichen Leben ausgegrenzt werden und oft genug vereinsamen.

„Armut“, so der Caritasdirektor, „hat viele Gesichter“. Sie ist aber durch gleiche Kennzeichen erkennbar. In Deutschland liegt laut Armutsbericht die Armutsgefährdungsschwelle bei etwas über 14.000 Euro Einkommen im Jahr. Wer weniger zur Verfügung hat, gilt als arm. „Eine Zahl. Doch dahinter verbirgt sich all das, was Armut bei uns so bitter macht. Eine schlecht isolierte Wohnung, eine ruinierte Gesundheit, unzureichende Ernährung, Kleidung, die sofort erkennen lässt, dass man in einer sehr schwierigen Lebenssituation steckt und nicht dazu gehört – weil man sich eigentlich nichts außer dem alltäglichen Bedarf wie ein Kino-Besuch für die Kinder oder einen Besuch im Eis-Café zum Beispiel leisten kann.“ Zwar verhungere in Deutschland niemand, „aber es ist Tatsache, dass Einkommensarmut zur gesellschaftlichen Exklusion führt“, so der Caritas-Direktor.

Wer in Armut lebt, „der lebt auch in einer ständigen Unsicherheit“. Für die Betroffenen ist es alles andere als einfach, sich jeden Tag neu aufzumachen, den Alltag mit all den vielen Einschränkungen und dem ständigen „Nein, dafür reicht mein Geld nicht“ zu bewältigen. „Das kostet vielen viel zu viel an persönlicher Energie“, so die Berater der Caritas. Wenn dann noch ein Schicksalsschlag wie z.B. die Insolvenz des Arbeitgebers oder eine schlimmere Verletzung hinzukommt, beim Kind in der Schule etwas schiefläuft oder eine Waschmaschine kaputtgeht und eine neu beschafft werden muss, „dann kann dies die von uns mit den Klienten aufgebauten kleinen Fortschritte schlagartig wieder zunichtemachen.“

Menschen in Armut leben nicht nur in einer Krise, „sie leben in Stapelkrisen“. Dieser Begriff besagt, dass mehrere Krisen zusammenkommen und auf den Menschen einwirken. „Da einigermaßen heil durchzukommen, ist alles andere als einfach.“ Das erkläre auch oft, dass Betroffene auch andere Beratungen wie zum Beispiel den Sozialpsychiatrischen Dienst, die Suchtfachambulanz oder die Schuldner- und Insolvenzberatung. Bei Menschen mit Migrationshintergrund sind die entsprechenden Beratungsstellen die zentralen Anlaufstellen. „Hier wie bei allen anderen Dienststellen müssen wir leider beobachten, dass die Bitte nach Hilfe immer dringender wird.“