„Halt geben in unsicheren Zeiten“: Die Ökumenische Telefonseelsorge Augsburg ist auf gleichbleibend hohem Niveau gefragt: Mehr als 13.700 Beratungsgespräche wurden im Laufe des Jahres 2022 geführt. Für Leiterin Hildegard Steuer ist dies ein deutlicher Beleg für die gleichbleibend „gesellschaftlich relevante Arbeit“ der Seelsorgestelle. Dies geht aus dem soeben veröffentlichten Jahresbericht hervor.
„Die Welt, wie wir sie kannten, bröckelt“, erklärt Hildegard Steuer in dem Jahresbericht. Dies werde in besonders besorgniserregender Weise auch an dem ständigen Anstieg an Anrufenden mit Selbstmordgedanken sichtbar: Zwar habe die Telefonseelsorge davon 2022 zwar rund ein Drittel weniger verzeichnet als im Vorjahr zum Höhepunkt der Corona-Pandemie, doch könne davon abgesehen über die letzten sechs Jahre ein Anstieg von fast 40 % festgestellt werden. Suizidale Gedanken seien dabei besonders bei jungen Menschen disproportional stark vertreten.
2022 nahm die Ökumenische Telefonseelsorge Augsburg rund 20.000 Anrufe entgegen, was in etwa dem Niveau des Vorjahres entspricht. 13.770 der Anrufe führten zu umfangreicheren Beratungsgesprächen. Die Mitarbeiter/-innen führten im Schnitt 55 Telefonate am Tag, von denen es sich bei 38 um längere Beratungsgespräche mit einer durchschnittlichen Gesprächsdauer von 21 Minuten handelte.
Die thematische Aufschlüsselung der Beratungsgespräche ergab, dass rund 60 % aller Kontaktsuchenden unter psychischen Probleme verschiedenster Art litten; besonders Einsamkeit und depressive Stimmungen wurden hier häufig genannt. Beziehungsfragen führten bei rund 37 % zum Anruf. Im Gegensatz noch zu den Vorjahren waren die Corona-Pandemie und der Krieg in der Ukraine kaum mehr als Anrufsthemen präsent.
„Unsere Gesellschaft kann sich glücklich schätzen, dass so viele Ehrenamtliche diese Aufgabe als sinnvoll für sich erleben und ihren Teil dazu beitragen, dass Menschen wieder sicheren Boden unter den Füßen spüren und neuen Halt finden“, zeigt sich Steuer überzeugt. Die Arbeit der 89 ehrenamtlichen Mitarbeitenden wird durch Zuschüsse seitens der Diözese Augsburg, des Diakonischen Werks Augsburg, des Bezirks Schwaben, der Stadt und des Landkreises Augsburg, des Landkreises Aichach-Friedberg sowie durch Einzelspenden finanziert. Der Zuschuss der Diözese lag vergangenes Jahr bei 203.000€ und machte damit fast 70 % des gesamten Budgets der Telefonseelsorge aus.
Um die Arbeit der Einrichtung noch besser zu koordinieren, wird ab 1. April 2023 die Stelle der stellvertretenden Leitung wieder halbtags besetzt. Ab diesem Zeitpunkt wird auch das Ausbildungskonzept der ehrenamtlichen Seelsorgerinnen und Seelsorger erneuert, wie es im Jahresbericht heißt. Der nächste Kurs für ehrenamtliche Mitarbeitende der Telefonseelsorge startet im März 2024; Anmeldungen dazu sind bis November dieses Jahres erbeten.
Die Telefonseelsorge kann über die gebührenfreien Telefonnummern 0800 – 111 0 111 und 0800 – 111 0 222 sowie die 116123 (ohne Vorwahl wählen) erreicht werden. Das Ehrenamtliche Krisentelefon ist in Akutkrisen und Notfällen für alle Anrufenden unter 0821 – 349 7 349 zu erreichen. Die Mail- und Chatberatung wird über https://online.telefonseelsorge.de angeboten.