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Ostern – ein Fest gegen die Schwerkraft!

Gegen diese Schwerkraft in unserem Leben – gegen alles Bedrückende und Zermürbende – gilt es anzugehen, zu leben und dagegen anzufeiern – nicht frömmelnd, betriebsblind, weihrauchvernebelt und um des Feierns willen, sondern authentisch, ehrlich und aufmerksam! Zur gelebten und gefeierten Osterfreude gehört ein realistischer Blick in Welt und Zeit, gehört ein feines Gespür für Unrecht, Schmerz und Leid.

Über unserer Welt liegt derzeit alles andere als der helle Schein der Ostersonne. Da sind dunkle Wolken aufgetürmt, und wir Menschen erleben Sturm und Unwetter im Übermaß.
Viele von uns befinden sich in großen und kleinen Krisen: Zweifel am Sinn des Lebens oder am Sinn der geleisteten Arbeit; unbewältigte Angst vor dem Tod; Angst von Einsamkeit und Scheitern.
Und dann die verheerenden Kriegsschauplätze, wo Menschen leiden und sterben, wo eine nicht mehr zu fassende Kriegsmaschinerie in Gang gesetzt ist: in Herzen und Hirnen, in Zerstörungs-Technik und Waffengewalt.

Medien halten uns auf dem Laufenden, machen Stimmung, generieren Meinungsbilder und -veränderungen.

Rechtspopulistische Stimmen werden eigenartigerweise salonfähig (gemacht).

Viele Menschen sind zu tatenlosen Opfern einer modernen Wellness- und Spaßgesellschaft geworden – Zuschauer sind stets gesucht, und sie werden mehr und mehr gefunden.

Durch die Ostererfahrung könnten wir lernen, uns immer mehr aus jedweden Zwängen zu befreien.

Durch den Glauben an den gekreuzigten und auferstandenen Herrn werden wir bei allem Bangen vor jeglicher Zukunft gelassen unsere Wege gehen können.

Jesus ist an unserer Seite – über den Tod hinaus!

Wer im Glauben an eine Ewigkeit in den Händen Gottes vertraut, der ist bereits den großen Zwang losgeworden: im Leben alles besitzen, erfahren und erreichen zu müssen!

Ostern – ein Fest gegen die Schwerkraft!

Wenn wir Christen es wagen, die Frohe Botschaft von der Auferstehung Jesu in die Welt hineinzubuchstabieren, dann dürfen wir damit ganz gewiss nicht das Leid, das Sterben und den Tod des Menschen verharmlosen oder bagatellisieren. Und erst recht dürfen wir die Angst vor dem Tod nicht lächerlich machen oder mit einem verlogenen Verklärungsschimmer umgeben. Wir nehmen jeden Tod ernst, so blutig ernst, wie wir das Sterben am nächsten Karfreitag ernst nehmen werden.
Tod und Auferstehung Jesu gehören immer zusammen.
In der Liturgie von Gründonnerstag bis hinein in die Osternacht wird dies in eindrücklicher Weise spürbar.
Der Spannungsbogen macht aber deutlich:
Das letzte Wort im Leben des Menschen hat Gott, und zwar der Gott unserer Mütter und Väter, der Gott, der für uns wie Mutter und Vater sein will, der, der den Tod ein für alle Mal besiegt hat. Und dieses letzte Wort sollten wir unserem Gott auch lassen – genauso wie das erste. Wir sind aufgehoben in der liebenden Nähe unseres Gottes – ist das nicht wunderbar?

Ostern – ein Fest gegen alle Schwerkraft!

Unser Glaube an den Schöpfer, an Gottes Ja zu unserer Welt und allem Leben, unser Glaube an die Auferstehung und das ewige Leben können uns davor bewahren, dem Machbarkeitswahn unserer Zeit zu erliegen.
Unser Leben ist mehr, viel mehr, als alles, was uns Wissenschaft, Politik und Geld zu diktieren versuchen.
Macht, Einfluss, ewige Jugend und Gesundheit, Genuss-sofort, Überproduktion um des heiligen Marktes Willen.
Mit Jesus sind wir Auferstehende!
Wir sind ins Leben gerufen, und unser Gott steht auf der Seite des Lebens.
Und alles, was gegen das Leben ist, gilt es aufzuspüren und zu benennen.

Auferstehung heißt auch Veränderung im Namen Gottes. Aufstand für das Leben! Wir sollten genau hinsehen und uns stark machen für das Leben, für unsere Schöpfung, für Gottes Guten Geist: in Politik, in Gesellschaft, in unserer Kirche, in unseren Kollegien und Gemeinschaften und v.a. in unseren Schulen.
Wir haben die ermunternde Einladung Gottes, unsere schwierigen Lebenssituationen von der Auferstehung her zu betrachten und von dort aus zu ordnen und zu heilen.
Unser Gott, der mit Jesus Christus den Weg des Kreuzes bis zum Ende gegangen ist, er ist die tröstliche Garantie für letzten Sinn und letzten Halt.
Jesus lebt!

Ostern, das Fest gegen die Schwerkraft, ist Not-wendig!

Wir feiern Ostern – gegen alle Ängste und alle Tode dieser Welt.
Jesus lebt _ in dir und mir, in uns als Gemeinschaft des Glaubens, in uns als Lehrerinnen und Lehrer des Glaubens und in allen, die in unseren Anliegen und Verpflichtungen mitarbeiten.
Gehen wir Jesu Weg mit – durch die Karwoche – hinein in den Ostermorgen und hinein in die Gemeinschaft der Jüngerinnen und Jünger, die als erste Zeugen der Auferstehung den Glauben an dieses Geheimnis begründet haben, aus dem wir bis heute leben.

Gesegnete Feiertage und eine gute Zeit – bald voller Osterfreude!

P. Norbert M. Becker MSC

(Lehrerseelsorger)